Mariani Klavierquartett
EINE INSPIRIERENDE FREUNDSCHAFT
Nach dem mit einem Diapason d’Or ausgezeichneten ersten Album setzt das Mariani Klavierquartett seine Entdeckungsreise fort, bei der es die Klavierquartette von Johannes Brahms jenen Friedrich Gernsheims gegenüberstellt. Das Ensemble widmet sich der heute fast vergessenen Freundschaft zwischen den beiden Komponisten. Obwohl dieses zweite Album von Brahms‘ lichtdurchflutetem A-Dur- Quartett – seinem längsten – dominiert wird, und obwohl die Freundschaft der beiden Komponisten im Zentrum dieses dreiteiligen Projekts steht, zeigt vor allem Gernsheims F-Dur-Quartett, dass nicht nur Brahms zu seinen Einflüssen zählte, sondern er auch Anklänge von Beethoven, Mendelssohn und Schubert zu einem überzeugenden Personalstil zu verschmelzen imstande war. In den Händen des Mariani Klavierquartetts erstrahlt die formale Perfektion seines drängenden Werkes mit ungeahnter Kraft.
Gernsheim, jüdisches Wunderkind, ausgebildet am renommierten Leipziger Konservatorium, war nach mehrjährigem Aufenthalt in Paris in wichtigen Positionen in Saarbrücken, Berlin, Köln und Rotterdam tätig. Zu seinen Lebzeiten gleichermaßen geschätzt wie Brahms, fiel Gernsheims musikalisches Erbe nach seinem Tod im Jahr 1916 dem antisemitischen Klima in Europa zum Opfer.
Johannes Brahms begegnete Friedrich Gernsheim zum ersten Mal im Jahr 1862 beim Kölner Musikfest. Einige Zeit später, im Jahr 1868, hatten beide Komponisten die Möglichkeit, einander besser kennenzulernen: Brahms verbrachte jenen Sommer in Bonn, Gernsheim war zu dieser Zeit Lehrer am Konservatorium in Köln und Dirigent verschiedener Chorvereine – für beide Komponisten ein Anlass, sich gegenseitig zu besuchen, um über ihre neuesten Werke zu diskutieren und sich besser kennenzulernen.
„Brahms Klavierquartette begleiten uns schon seit Beginn unserer Karriere an“, sagt Violinist Philipp Bohnen, „wir wollten diese drei Meilensteine der Kammermusikliteratur unbedingt aufnehmen. Aber die Frage war natürlich in welcher Form, wann und auch: Warum?“ Nicht nur die Musik Brahms‘ sollte in der Einspielung eine Rolle einnehmen, sondern auch sein Leben und sein Umfeld. Auf dieser Suche stieß das Quartett auf Friedrich Gernsheim, der mit Brahms einen regen Briefwechsel pflegte und dessen Musik das Ensemble als „wunderbare Entdeckung“ erlebt. 1839 in Worms geboren, wuchs er in einer Welt voller Musik heran. Er wurde nicht nur Komponist, sondern auch Dirigent und Pianist. Viel zu selten noch werden seine, die unter der nationalsozialistischen Diktatur verloren gingen, in die Konzertsäle gebracht. Sein Klavierquartett c-Moll op 20 beweist eine Balance zwischen Frische und Tiefe und eine klare Instrumentierung, die die Zuhörerinnen und Zuhörer wunderbar mitnimmt. Nicht nur Brahms war Freund und begeisterter Förderer Gernsheims, er wurde auch von der Musikwelt insgesamt hochgeschätzt. Gernsheim ist ein Meister der eleganten, langen Melodie.“ sagt Philipp Bohnen, „Brahms allerdings gibt seinen Melodien eine weitere Dimension, die vielleicht nur er so zu komponieren vermochte“.
Mit Brahms & Gernsheim – Piano Quartets ist eine mitreißende musikalische Zeitreise in die Romantik entstanden, die in die spannende Welt inspirierender Freundschaften entführt.