Maxim Brilinsky
PAGANINIS MUSIKALISCHEM GEIST
Der ukrainische Violinist Maxim Brilinsky ist Preisträger zahlreicher renommierter internationaler Wettbewerbe (u.a. Yehudi Menuhin International Competition, International Violin Competition „Premio Paganini“). Er ist langjähriges Mitglied der Wiener Philharmoniker sowie des Orchesters der Wiener Staatsoper. Sein nunmehr viertes Album „Grand Caprice“ veröffentlicht er am 7. März bei Hänssler Classic. Auf seinem vorangegangenen Album widmete sich Maxim Brilinsky ausschließlich Werken von Niccolò Paganini. Mit der vorliegenden Aufnahme geht der Wahl-Wiener nun einen Schritt weiter und wirft einen Blick auf die Nach-Paganini-Ära. Dafür wählt er Werke für Solo-Violine des österreichischen Violinisten und Komponisten Heinrich Wilhelm Ernst und dessen Zeitgenossen dem polnischen Violinisten und Komponisten Henri Wieniawski.
Das Album beginnt technisch anspruchsvoll mit den „Sechs mehrstimmigen Etüden“ von Heinrich Wilhelm Ernst (1812-1865), welche er jeweils sechs berühmten Violinisten seiner Zeit gewidmet hat: Ferdinand Laub (Etüde 1), Prosper Philippe Catherine Sainton (Etüde 2), Joseph Joachim (Etüde 3), Henri Vieuxtemps (Etüde 4), Josef Hellmesberger senior (Etüde 5) und Antonio Bazzini (Etüde 6). Jede dieser Etüden hat ihren eigenen Charakter. Im Ganzen zeigen sie eindrucksvoll verschiedenste Aspekte des virtuosen Violine-Spiels.
Im Anschluss folgen zwei Werke von Henri Wieniawski (1835-1880). Zum einen „L’école Moderne“ op.10, ein Stück welches er bereits im Alter von 19 Jahren komponierte. Heute ist es ein unverzichtbarer Bestandteil der Violinliteratur und verbindet technische Herausforderungen mit musikalischem Gehalt. Des Weiteren erklingt das Werk „Légende“ op.17, welches Henri Wieniawski seiner Frau widmete. Maxim Brilinsky erklärt: „Die Originalfassung für Violine und Orchester wird meistens durch eine für Violine und Klavierbegleitung ersetzt; auf dieser Aufnahme findet nochmals eine Reduktion statt – für zwei Violinen. Das vorliegende Arrangement, welches ich zum gemeinsamen Musizieren mit meinen Töchtern verfasst habe, möchte ich meiner Frau widmen“. Eine schöne Geste!
Krönender Abschluss des Albums bildet die „Grand Caprice“ op.26 über Franz Schuberts Erlkönig von Heinrich Wilhelm Ernst. Ein gleichermaßen herausforderndes wie fesselndes Werk. In weniger als fünf Minuten schlüpft die Violine in vier verschiedene Rollen – Erzähler, Erlkönig, Vater und Kind und übernimmt darüber hinaus noch Schuberts ursprüngliche Klavierbegleitung. Der Komponist nutzt verschiedene Spieltechniken, um die verschiedenen Charaktere und Stimmungen der Geschichte darzustellen.
Die Kompositionen von Heinrich Wilhelm Ernst und Henri Wieniawski spiegeln den Einfluss von Paganinis musikalischem Geist wider, dessen virtuose Techniken und innovative Herangehensweise an das Violinspiel die Entwicklung des Instruments prägten und neue Maßstäbe für technische Fähigkeiten setzten. Maxim Brilinsky zeigt mit der vorliegenden Aufnahme eindrücklich die Vielfalt und den Reichtum der Violinliteratur des 19. Jahrhunderts und legt dabei nicht nur einen Fokus auf technische Herausforderungen, sondern auch auf emotionale Tiefe.