Pia Davila & Musica getutscht
Sinnlichkeit und Spiritualität
DOLENTE PARTITA – Madonne e Maddalena ist eine gefühlsbetonte Reise in die Zeit des italienischen Frühbarocks. Das Bremer Ensemble Musica getutscht unter der Leitung des Lautenisten Bernhard Reichel und die Berliner Sopranistin Pia Davila haben sich dafür eingehend mit Werken von Monteverdi und seinen Zeitgenossen beschäftigt. Besonders interessiert hat sie dabei die emotionale Sicht auf zwei biblische Frauenfiguren: Maria und Maddalena. Das Album wird am 1. März 2024 bei Coviello Classics veröffentlicht.
In der Musik des ausgehenden 16. Jahrhunderts trat die Darstellung von Emotionen in den Vordergrund. Die religiösen Inhalte wurden nun aus der Perspektive der Protagonisten und Protagonistinnen erzählt, um Mitgefühl und Verständnis zu erzeugen. In Tarquinio Merulas Canzonetta sopra la nanna wird Marias Liebe zu ihrem Kind genauso spürbar wie ihre Angst vor seinem drohenden Schicksal. Geistliche Gesänge der katholischen Liturgie wie das Salve Regina werden durch Claudio Monteverdi zu einem intimen Gebet an die Jungfrau Maria. „All diese Emotionen auszuarbeiten und zu zeigen in fast theatralischem Stil, das ist der Reiz dieser Musik. Das hat uns besonders Spaß gemacht.“ sagt Pia Davila.
Weltliche Texte in einen geistlichen Kontext zu stellen, war ein weiteres Mittel der Komponisten des Frühbarocks, um biblische Geschichten fassbarer zu machen. Das zur damaligen Zeit überaus populäre Lamento d‘Arianna von Claudio Monteverdi wurde so umgedichtet, dass es ein Lamento della Maddalena wurde. Aus Arianna, die einsam um ihren geliebten Theseus klagt, wird kurzerhand Maria Maddalena, die von Jesus verlassen wurde. Die Aria sopra la Romanesca von Paolo Quagliati ist die Umdeutung eines Liebssonetts. Aus der sinnlichen Erwartung auf die Rückkehr des Geliebten wird die Sehnsucht nach Jesus. Im Booklet sind alle gesungenen Texte sowohl im Original als auch in deutscher und englischer Übersetzung nachzulesen.
Einen Rahmen um die vokalen Stücke bilden Sinfonien und Sonaten des italienisch-jüdischen Komponisten Salamone Rossi, denen Mechthild Karkow (Barockvioline), Claudius Kamp (Blockflöte), Julius Lorscheider (Cembalo & Orgel) und Bernhard Reichel (Leitung & Theorbe) gekonnt Leben einhauchen.
„DOLENTE PARTITA – Madonne e Maddalena eröffnet einen Blick darauf, wie die beiden Frauen damals gesehen wurden und wie wir sie vielleicht heute immer noch sehen.“ Pia Davila