Spunicunifait
MOZARTS STREICHQUINTETTE AUF HISTORISCHEN INSTRUMENTEN
Es gibt Musik, die einen nicht mehr loslässt, wenn man sie einmal wirklich gehört hat. Für die fünf Streicher:innen des Ensembles Spunicunifait sind Mozarts Streichquintette solche Werke – und sie waren der Grund, sich zu einem ganz besonderen Ensemble zusammenzuschließen. Ihr Debüt-Album, das am 5. September 2025 beim Label Alpha erscheint, widmet sich in einer Gesamteinspielung auf drei CDs diesen sechs Meisterwerken, eingespielt auf historischen Instrumenten, voller Leidenschaft, Neugier und Respekt vor Mozarts Genie.
Doch zunächst: Was verbirgt sich hinter dem rätselhaften Namen „Spunicunifait“? Wer Mozarts Briefe kennt, stößt immer wieder auf Wortschöpfungen, die vor Fantasie, Witz und manchmal auch Unsinn sprühen. „Spunicunifait“ ist eines dieser erfundenen Wörter, das Mozart seinem berühmten „Bäsle“ schrieb – ein Ausdruck, dessen Bedeutung bis heute niemand endgültig erklären kann. Vielleicht ein Schal aus Kaninchenhaar, vielleicht purer Nonsens, vielleicht etwas Unanständiges – sicher ist nur: Es steht für Mozarts verspielte, kindliche, manchmal ungezogene Seite, die das Ensemble mit seinem Namen ehren möchte. Denn bei allem Respekt vor Mozarts überragendem Können darf seine Lust am Experiment, am Schalk und an der Freiheit nie vergessen werden.
Die Mitglieder von Spunicunifait – Lorenza Borrani (Violine), Maia Cabeza (Violine), Max Mandel (Viola), Simone von Rahden (Viola) und Luise Buchberger (Violoncello) – sind international gefragte Kammermusiker, Solisten und Orchestermusiker. Sie vereinen ihre Erfahrungen aus Ensembles wie dem Chamber Orchestra of Europe, dem Orchestra of the Age of Enlightenment, Spira Mirabilis, dem Doric Quartet und dem Aurora Orchestra und bringen ihre Leidenschaft für die historische Aufführungspraxis in dieses Projekt ein. Die sorgfältige Auswahl der Instrumente sorgt für einen authentischen, farbenreichen Klang, der die Musik in ihrer Zeit verankert, ohne sie museal wirken zu lassen.
Die sechs Streichquintette – von KV 174 bis KV 614 – gehören zu den größten und vielseitigsten Kammermusikwerken, die Mozart je geschrieben hat. Die Besetzung mit zwei Violinen, zwei Bratschen und Violoncello eröffnete ihm neue Ausdrucks- und Dialogmöglichkeiten: Drei Mittelstimmen erlaubten ihm, seinen opernhaften Stil, das dramatische Wechselspiel und die Vielschichtigkeit, wie er sie liebte, auf die Kammermusik zu übertragen. Die Quintette spiegeln Mozarts Entwicklung vom Salzburger Wunderkind bis zum reifen Wiener Meister, von jugendlicher Experimentierfreude bis zu kompositorischer Tiefe und formaler Innovation. Sie sind in ihrer Ausdrucksvielfalt, ihrer Klangfarbenpalette und ihrer Kunst der motivischen Arbeit einzigartig – und doch stehen sie oft im Schatten der berühmteren Quartette.
Eine Besonderheit dieser Aufnahme ist die doppelte Einspielung des letzten Satzes von Mozarts erstem Streichquintett, KV 174. Das Werk existiert in zwei Fassungen – die erste entstand im Frühjahr, die zweite im Dezember 1773. Spunicunifait macht mit beiden Versionen hörbar, wie Mozart sein Werk weiterentwickelte und nach der idealen Form suchte. So eröffnet die Aufnahme einen faszinierenden Einblick in die Werkstatt des jungen Komponisten und lässt die musikalische Vielfalt und Entwicklung Mozarts unmittelbar erleben.
Bei der Aufnahme dieser Werke war es dem Ensemble ein Anliegen, den Quintetten dieselbe Ehrfurcht entgegenzubringen wie Mozarts Quartetten. Fünf gleichberechtigte Stimmen verbinden sich zu einer persönlichen, lebendigen Interpretation. Dabei fließen viele Einflüsse aus dem Leben der Musiker:innen außerhalb des Ensembles ein: als Kammermusiker, Solisten und Orchestermusiker, als Lehrer:innen, Dirigenten und als Interpreten auf historischen Instrumenten. Besonders sorgfältig wurde das Equipment ausgewählt, um dem Klang der damaligen Zeit so nahe wie möglich zu kommen und die Essenz sowie Bedeutung dieser Werke einzufangen.
Die Aufnahme spiegelt die ganze Bandbreite von Mozarts Ausdruckskraft und unvergleichlicher Meisterschaft – von den Salzburger Anfängen bis zum letzten Lebensjahr, von KV 174, als sein Können bereits voll ausgereift war, bis zu den vier späteren Quintetten, die neue musikalische Wege aufzeigen, die tragischerweise nicht mehr umgesetzt werden konnten. Die Quintette zeigen klare Bezüge zu Mozarts Opern und die Verbundenheit zu seinem Freund und Mentor Joseph Haydn. Sie stehen für die anhaltende Vitalität eines Komponisten, der seine Vorstellungen von Stil und Ausdruck immer wieder neu überdachte und weiterentwickelte.
Mit dieser Einspielung lädt Spunicunifait dazu ein, Mozarts Quintette neu zu entdecken – als Werke voller Leben, Witz, Tiefe und Menschlichkeit. Und vielleicht, so hoffen Lorenza Borrani, Maia Cabeza, Max Mandel, Simone von Rahden und Luise Buchberger, bringt das Album auch ein wenig „Spunicunifait“ in Ihr Leben: eine Prise Fantasie, Freiheit und Freude an der Musik.