Ana Miceva & Sebastian Naglatzki
VERMÄCHTNIS AUS STIMME UND KLANG
Mit ihrem Album „Letzte Lieder“, das am 07.11.2025 beim Label GENUIN erscheint, widmen sich die Pianistin Ana Miceva und der Bassbariton Sebastian Naglatzki den letzten Liedkompositionen von Franz Schubert, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Maurice Ravel. Diese Werke sind nicht nur musikalische Höhepunkte, sondern auch persönliche Zeugnisse eines künstlerischen Lebensweges.
Die in Mazedonien geborene Pianistin kam für ihr Klavierstudium nach Deutschland und gewann 2011 im Rahmen ihres Masterstudiengangs Liedbegleitung den ersten Preis für Klavierbegleitung beim Maritim-Wettbewerb. Der in Hannover geborene Bassbariton begann seine Ausbildung im Knabenchor Hannover und ist heute sowohl auf Konzert- als auch auf Opernbühnen zu Hause. Beide Künstler studierten an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und teilen nicht nur ihre Liebe zum Kunstlied, sondern auch ihr Leben. Die enge Verbundenheit und tiefe Vertrautheit des Ehepaars sind in jeder Note spürbar.
Den Rahmen des Albums bilden Hugo Wolfs „Michelangelo-Lieder“ und Johannes Brahms’ „Vier ernste Gesänge“. Sie sind geprägt von der Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit und der Frage nach dem Leben danach. Die „Michelangelo-Lieder“ entstanden in einer Zeit körperlicher Schwäche und innerer Erschütterung des Komponisten. Sie tragen eine Melancholie in sich, die sich kaum in Worte fassen lässt. Die Texte handeln von Trauer, Erlösung und der Suche nach Sinn. Die Musik legt die Worte in kantige, eindringliche Linien und bewahrt dabei eine stille Sehnsucht nach Licht. „Vier ernste Gesänge“ tragen das Gewicht existenzieller Fragen in eine sakrale und zugleich intime Musiksprache. Hier begegnen sich Tod, Leben und Trost. Die Schlichtheit des Klangs verleiht den Texten besondere Kraft. Die warme, präzise Stimme von Sebastian Naglatzki trifft auf das farbenreiche Klavierspiel von Ana Miceva – jedes Lied wirkt wie eine literarische Miniatur.
Kontrastierend dazu stehen ausgewählte Lieder aus dem „Schwanengesang“ von Franz Schubert sowie Maurice Ravels „Don Quichotte à Dulcinée“. Während die Schubert Lieder von unerwiderter Liebe und Sehnsucht erzählen, ist Ravels Liederzyklus ein konzentriertes Spätwerk voller ironischer Leichtigkeit und feiner Melancholie ist. Ravel beschließt damit den Bogen des Albums mit einer eleganten Mischung aus Humor, Ernsthaftigkeit und subtiler Ironie. Die drei Lieder zeigen in ihrer Verdichtung Ravels Sinn für Leichtigkeit ebenso wie seinen scharfen Blick auf menschliche Ideale. Ana Miceva und Sebastian Naglatzki machen hörbar, wie viel Humor selbst in späten Werken steckt und wie tief Freundschaft und Liebe in der Kunst verankert sein können – selbst in düsteren Zeiten.
Der rote Faden des Albums lautet: Welche Bedeutung finden Künstler am Ende ihres Lebens in ihren letzten Liedern? Entsteht daraus ein Vermächtnis, eine Botschaft an die Zukunft – oder ein stilles, unvermeidliches Abschiednehmen? „Letzte Lieder“ gibt darauf keine eindeutige Antwort, sondern ruft zum Mitzuwandern auf: durch Räume der Erinnerung, durch den Moment des Hörens und hinaus in eine Zukunft, in der Musik fortbesteht, während das Leben sich seinem Ende zuneigt.
Die tiefe partnerschaftliche Verbindung von Ana Miceva und Sebastian Naglatzki spiegelt sich in der intimen Dringlichkeit ihres musikalischen Zwiegesprächs wider. „Letzte Lieder“ ist mehr als eine Liedsammlung – es ist eine Einladung, sich auf Musik einzulassen, die Rückschau und Ausblick vereint: intensiv, vielschichtig, zeitlos.