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Amaryllis Quartett

Amaryllis Quartett

  • Face2Face Beethoven – Kelterborn #2

    Format: CD
    Label: Berlin Classics
    LC: 06203
    Vertrieb: Edel:Kultur
    EAN: 885470044637
    VÖ: 30.01.2026

  • Face2Face Beethoven – Bartok #1

    Format: CD
    Label: Berlin Classics
    LC: 06203
    Vertrieb: Edel:Kultur
    EAN: 885470036540
    VÖ: 24.01.2025

Bilder

Amaryllis Quartett
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    Face2Face II: Allegorien des Fortschritts

    Mit dem zweiten Album der Face2Face-Reihe setzt das Amaryllis Quartett seine künstlerische Vision fort, die Musikgeschichte als lebendigen Dialog zwischen Epochen und Stilen zu begreifen. Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens widmet sich das Ensemble erneut Ludwig van Beethoven – und stellt dessen Werke diesmal dem Schaffen des Schweizer Komponisten Rudolf Kelterborn gegenüber, einem der faszinierendsten, aber in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannten Komponisten des 20. Jahrhunderts.

    Rudolf Kelterborn (1931–2021) war ein musikalischer Universalist im besten Sinne: Er wirkte als Komponist, Dirigent, Musikpädagoge, Musikwissenschaftler und Musikjournalist. Kelterborns Schaffen ist geprägt von einer außergewöhnlichen Offenheit und Neugier. Er scheute keine Experimente und ließ sich von unterschiedlichsten Stilen und musikalischen Strömungen inspirieren – von der Zweiten Wiener Schule über die Avantgarde bis hin zu postmodernen Ansätzen. Seine Kompositionen verweigern sich klaren Schubladen und sind von einem tiefen Ausdruckswillen, einer nuancierten Klangsprache und einer Lust an der Erkundung neuer musikalischer Räume geprägt. Kelterborn selbst beschrieb seine Haltung als „Anything goes – (fast) alles ist erlaubt“, was sich in der Vielseitigkeit und Spontaneität seiner Musik widerspiegelt.

    Das Amaryllis Quartett hat zu Kelterborn eine besondere Beziehung: Nicht nur die Schweiz als gemeinsamer geografischer Bezugspunkt, sondern auch eine geplante – durch seinen Tod nicht mehr zustande gekommene – Zusammenarbeit, verbindet das Ensemble mit dem Komponisten. Mit großer Sorgfalt und Empathie nähert sich das Quartett nun Kelterborns 6. Streichquartett (2001), das auf dem neuen Album Beethovens Werken gegenübergestellt wird. Das Werk beeindruckt durch seine energetische Anlage, ungewöhnliche Spieltechniken und einen dramaturgisch dichten Aufbau. Schon der Beginn mit einer Solo-Kadenz der ersten Violine zieht die Hörer:innen in einen musikalischen Sog, der von expressiven Ausbrüchen bis zu zarten, fast schwebenden Klangflächen reicht. Kelterborns Musik ist nie Selbstzweck – sie ist immer ein Gespräch, ein Suchen nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten und ein Infragestellen musikalischer Konventionen.

    Kontrastiert wird Kelterborns Werk mit Beethovens Streichquartett B-Dur op. 18/6, das mit dem berühmten Satz „La Malinconia“ einen melancholischen, tiefgründigen Ton anschlägt, sowie dem Es-Dur-Quartett op. 74, dem sogenannten „Harfenquartett“. Beide Werke spiegeln Beethovens Innovationsgeist und seine Fähigkeit, emotionale Extreme und musikalische Experimente in klassische Formen einzubetten. Gerade die Kombination dieser Werke mit Kelterborns Quartett macht deutlich, wie Musik über Jahrhunderte hinweg aufeinander Bezug nimmt, sich fortschreibt und doch immer wieder neu erfindet.

    Das Amaryllis Quartett – bestehend aus Gustav Frielinghaus (Violine), Lena Sandoz (Violine), Mareike Hefti (Viola) und Yves Sandoz (Violoncello) – feiert mit der Face2Face-Reihe nicht nur sein 20-jähriges Bestehen, sondern auch die eigene künstlerische Entwicklung. Seit seiner Gründung durch Gustav Frielinghaus hat sich das Ensemble mit seinem breiten Repertoire, international beachteten Wettbewerbserfolgen und einer unkonventionellen Programmgestaltung einen Namen gemacht. Die Musiker:innen sind bekannt für ihre Fähigkeit, die emotionale Tiefe und strukturelle Raffinesse der Werke eindrucksvoll herauszuarbeiten.

    Mit Face2Face II gelingt dem Amaryllis Quartett ein eindrucksvolles Plädoyer für die Vielfalt und Offenheit der Musikgeschichte. Die direkte Gegenüberstellung von Beethoven und Kelterborn macht erfahrbar, wie sich Fortschritt, Bruch und Kontinuität im Streichquartett manifestieren. Das Album lädt dazu ein, Rudolf Kelterborn als Komponisten neu zu entdecken – als einen Künstler, der die Musikgeschichte nicht nur fortschreibt, sondern immer wieder neu befragt und mit Leben füllt. So wird das Jubiläum des Quartetts zu einem Fest der musikalischen Neugier und Experimentierfreude – und zu einer Einladung, die Geschichte des Streichquartetts als lebendigen Dialog zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erleben.

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