Francesca Guccione
WELCHE FORM HAT DIE ZEIT?
Die Geigerin und Komponistin Francesca Guccione veröffentlicht am 27.09.2024 ihr Album „The Geometry of Time“ beim Label Neue Meister. Die sizilianische Künstlerin verbindet vertraute Klänge akustischer Instrumente mit Synthesizern und anspruchsvollen Audiosamples, wodurch ein traumhafter und poetischer Klang entsteht. Bisher war ihre sehr erfolgreiche Musik bei uns nur digital erhältlich. Ihr neues Abum „The Geometry of Time“ kommt nun als CD und LP beim Label Neue Meister auf den Markt.
Francesca Guccione war schon immer von der Verbindung von Ton und Bild fasziniert. Daher kombinierte sie ihr Geigenstudium am A. Scarlatti Konservatorium in Palermo mit dem Studium der Komposition und der Filmmusik. Im Jahr 2021 veröffentlichte sie für das französische Label Whales Records ihr erstes Album „Muqataea“ mit dem berühmten Cellisten Giovanni Sollima als künstlerischen Leiter des Projekts. Ein Jahr später wurde sie von Moog Music, dem renommierten amerikanischen Entwickler und Hersteller von Synthesizern, eingeladen bei der Superbooth in Berlin aufzutreten. Im Zuge dieser auf elektronische Musikinstrumente und Musikproduktion spezialisierten Messe präsentierte sie eine ihrer Kompositionen für Violine und analoge Synthesizer. Dies führte zu einer bis heute andauernden Zusammenarbeit mit Moog Music. Analoge Synthesizer sind auch für ihr aktuelles Album ein wichtiger Bestandteil. „Ich habe mich für dieses Projekt sehr in Frage gestellt und mein Verhältnis zum minimalistischen Stil und zum Kammermusikcharakter überprüft. Vor allem habe ich versucht, eine Verbindung zwischen Moog-Synthesizern und bestimmten Instrumenten der klassischen und zeitgenössischen Musik, wie Geige, Cello oder Streichquartett zu finden. Ich habe viel Wert auf die Verteilung der Stimmen, die Komposition und die Suche nach bestimmten Klangnuancen gelegt. Mir war es wichtig einen Dialog zwischen diesen beiden scheinbar weit entfernten Klangwelten zu schaffen. Eine große Herausforderung!“ erklärt Francesca Guccione.
Bevor sie mit dem Komponieren beginnt, sind in vielen Fällen Werke der Literatur, Kunst, Fotografie oder des Films ihre Ideengeber. Sie legt besonderen Wert auf den erzählerischen Aspekt in ihrer Musik. Das Buch „The Order of Time“ von Carlo Rovelli inspirierte sie zum aktuellen Album. Der italienische Physiker untersucht darin wissenschaftliche Konzepte zum Thema Zeit. „Das Vergehen der Zeit, in ihrem philosophischsten Sinne, hat mich schon immer fasziniert. Wenn Unerwartetes geschieht, wie eine neue Liebe, die Geburt eines Kindes oder der Verlust eines geliebten Menschen, fühlen wir eine Verbindung zu den Menschen aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Unsere Erfahrungen wirken wie ein Filter und prägen unser persönliches Verständnis von Zeit. In diesem Sinne kann Zeit verschiedene Formen annehmen, die sich alle unweigerlich aus der menschlichen Perspektive ableiten. Poetisch gesagt – Gefühle vereinen uns und überwinden sogar den Lauf der Zeit. Wir sind Menschen und die Zeit hat unsere Gestalt“ erläutert Francesca Guccione die Idee ihres Albums und erklärt damit zugleich den Titel.
Alle Stücke des Albums hat sie nicht nur komponiert, sondern auch selbst produziert. Sie ist verantwortlich für die Aufnahme und Nachbearbeitung aller elektronischen Parts. Natürlich hat sie auch ihre Violin-Parts selbst eingespielt. Die Aufnahmen des Streicher-Ensembles hat sie ebenfalls geleitet. Dabei hat sie die Zusammenarbeit mit den jungen sizilianischen Talenten, den Geschwistern Francesco Angelico (Cello), Antonio Angelico (Violine) und Arianna Angelico (Bratsche) sehr genossen. Für den Chor „Ouroboros“ hat sich Francesca Guccione Sänger gesucht, die sie besonders schätzt, wie Raffaele Schiavo, Simonetta Cartia, Alice Antichi, Elanor Bongiorno und Dario Adamo. Die Aufnahme der Streicher hat der italienische Tontechniker und Filmmacher Saretto Emmolo übernommen, während das Mischen den geschickten Händen und Ohren von Lele Gambera anvertraut wurde. Er ist ein langjähriger Wegbegleiter von Francisca Guccione.
Auf dem Album „The Geometry of Time“ werden klassische Instrumente mit elektronischen Elementen kombiniert, wodurch emotionale Klanglandschaften entstehen. Eine stilistische Einordnung ihrer Werke empfindet Francisca Guccione als schwierig. Für sie bewegen sich Musik und Kunst dafür in zu persönlichen und abstrakten Bereichen. Am ehesten gefällt ihr der Begriff „alternative Klassik’“. Sie schätzt die Arbeit von Komponisten wie Jóhann Jóhannsson, Max Richter, Ryūichi Sakamoto und Philip Glass.
Die vorliegende Aufnahme schwebt zwischen Realität und Fantasie. Sie öffnet ein Tor zu verborgenen Welten, in denen man die Zeit selbst definiert. Spannend fantastisch!