Herbert Schuch
SOULMATES
Es ist nicht das erste Mal, dass Herbert Schuch das Experiment wagt, eine Verbindung, oder gar eine Kommunikation zwischen zwei Komponisten herzustellen, die im Grunde gar nicht möglich ist, weil sie aus verschiedenen Zeiten stammen. Im Falle von Franz Schubert (1797-1828) und Leoš Janǎček (1854-1928) gelingt es ihm sogar eine Seelenverwandtschaft herzustellen. „Mir ist es wichtig, mit meinem Publikum in einen Austausch zu treten“, sagt Herbert Schuch, „ich möchte kommunizieren. Und ich möchte auch, dass gleichzeitig die Komponisten untereinander kommunizieren.“ Bei der Auswahl von solch spannenden Musikprogrammen stellt Herbert Schuch sich fast immer die Frage: „Was hätten die beiden Komponisten einander zu sagen, wenn sie z.B. ein Stück des Weges miteinander gehen würden?“ Er ist immer auf der Suche nach Gemeinsamkeiten. „Was Schubert und Janǎček für mich miteinander verbindet, sind ihre Lebensumstände“, sinniert er über diese Aufnahme. „Beide waren im Grunde Außenseiter. Schubert bewegte sich immer im Schatten des Giganten Beethoven und hatte zu Lebzeiten niemals den großen Erfolg mit seiner Musik.“ Aus heutiger Sicht betrachtet, ist diese Tatsache für Herbert Schuch immer noch ein Rätsel. „Franz Schubert hat meiner Meinung nach nie im pianistischen Sinne komponiert. Seine Werke sind eher Streichquartette und sogar ganze Sinfonien, die am Flügel zum Leben erweckt werden können.“ In den Impromptus D 899 und in den berühmten Moments Musicaux D 780 kann die ganze Bandbreite der Emotionen gefunden werden, dazu auch noch in außergewöhnlicher Spontanität. Die Musik scheint dem Pianisten aus den Fingern zu fließen wie ein Wasserfall. Dabei war für Herbert Schuch auch die Wahl des Instruments im Studio des Bayerischen Rundfunks eine wichtige Frage. Er entschied sich für ein neueres Steinway Modell für die Impromptus, ein älteres für die Verbindung der Stücke von Schubert und Janǎček. „Hier hat mir die etwas nostalgische Klangfarbe einfach besser gefallen“, sagt Herbert Schuch.
Leos Janǎček hingegen hat seine Werke ursprünglich auf dem Harmonium komponiert. Aber auch er kehrte hier sein Innerstes nach außen, denn in den Stücken, die er unter dem Titel „Auf verwachsenem Pfade“ veröffentlichte, steckt sehr viel Privates. „Es ist keine virtuose oder effekthascherische Musik“, erklärt Herbert Schuch, „Janǎček kommt einem fast verloren vor, zwischen all den so virtuosen Klavierkomponisten am Anfang des 20. Jahrhunderts.“ Wenn Herbert Schuch diese Musik spielt, hat er Bilder im Kopf. Bilder vom Komponisten, wie er alleine durch die Gassen seines Heimatdorfes geht, immer mit einem offenen Ohr für die Dinge, die um ihn herum passieren. Da sind die schwatzenden Frauen am Flussufer, oder die behagliche Atmosphäre des frühen Sommerabends, wenn der Uhu seinen ersten Schrei ertönen lässt. Aus der Dorfschänke kommt eine Tanzmelodie… „Man möchte ihm die Hand geben und mit ihm ein Stück weit gehen.“ wünscht sich Herbert Schuch dann. „Und so sehe ich übrigens auch Schubert: immer wandernd, suchend. Manche seiner Moments Musicaux wirken auf mich wie Naturbetrachtungen, doch dazwischen zeigt sich der Mensch Schubert in all der Zerrissenheit.“
Und so entstehen für Herbert Schuch Seelenverwandtschaften. Bei Schubert und Janǎček spiegelt die Natur ihre Seelenzustände. Im Komponieren finden sie zu einer Einheit mit der Natur und sind doch immer auch auf der Suche nach Kontakt zu anderen Menschen. Diese Suche eint die beiden, und mit ihnen auch den Pianisten.
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